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Eine regulierende EZB 🏦
Die EZB sollte verhindern, dass Banken zu viele Schulden machen.
📌 Kurzinformationen
- Private Banken sind mächtig, weil sie durch die Vergabe von Krediten Geld schaffen können. Die Folge ist, dass es kaum Geld ohne Kredite/Schulden gibt.
- Die Art und Weise, wie Banken dieses Geld verteilen, indem sie zum Beispiel viel Geld in den Immobilienmarkt leiten, kann zu Finanzkrisen und Instabilität führen.
- Die Zentralbanken unterstützen die privaten Banken, indem sie als deren "Lender-of-Last-Resort" fungieren und mit ihnen eine extrem sichere Form von Geld, das Zentralbankgeld, tauschen, zu dem Bürger:innen keinen Zugang haben.
- Es gibt Debatten darüber, wie die Macht der Geschäftsbanken zurückgedrängt werden könnte, z.B. indem man ihre Rolle auf eine reine Vermittlerrolle zwischen Sparern und Kreditnehmern reduziert oder die EZB dazu bringt, Geld auszugeben, zu dem die Bürger:innen Zugang haben.
- Alternativ könnte die öffentliche Hand besser kontrollieren, wem die Banken Geld leihen.
🗫 Meinung
In unserem momentanen System wird Geld von Geschäftsbanken in Form von Krediten/Schulden geschaffen. Das bedeutet, dass die Wirtschaft nicht wachsen kann, wenn wir keine höheren Schulden akzeptieren, was auch bedeutet, dass das Finanzsystem immer fragil und einsturzgefährdet ist. Die EZB muss das System ändern, damit weniger Schulden gemacht werden müssen.
💡 Lösungsvorschläge
→ Durch einen digitalen Euro allen Bürger:innen erlauben, Zentralbankgeld zu halten
→ Geldschöpfung durch Banken einschränken
→ Eine faire und nachhaltige Kreditvergabe der Banken fördern
📖 Hintergrundinformationen
Warum sind Banken so mächtig? Und wie hängt das mit der steigenden Verschuldung zusammen? Private Banken sind mächtig, weil sie Geld schaffen können. Es stimmt zwar, dass nur die Zentralbank für das Drucken von physischem Geld und die Aufrechterhaltung des Wertes einer lokalen Währung verantwortlich ist, aber es sind die Geschäftsbanken, die tatsächlich den größten Teil des digitalen Geldes schaffen, das im Umlauf ist.
Wie erschaffen Banken Geld? Wie der ehemalige Vizepräsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Vitor Constancio, einmal erklärte: "...Banken erschaffen Geld, indem sie innerhalb der Grenzen [der Bankenregulierung] Kredite ex nihilo vergeben. Ein Kredit, mit seinem inhärenten Risiko, schafft eine Einlage, die Geld ist. In der Tat stammen nicht alle Einlagen aus früheren Ersparnissen, die das System nur vermittelt."
Mit anderen Worten: Mit jedem neuen Kredit, den die Banken vergeben, schaffen sie neues Geld, indem sie es dem Konto des Kunden gutschreiben.
Die Implikationen der Geldschöpfung durch private Geschäftsbanken sind weitreichend und systemisch. Die offensichtlichste ist, dass das meiste Geld, das sich heute auf unseren Bankkonten befindet, tatsächlich in Form von Krediten erzeugt wird. Ohne von Geschäftsbanken geschaffene Kredite gäbe es nur sehr wenig Geld, da physische Banknoten und Münzen weniger als 5% der gesamten Geldmenge ausmachen, die heute im Umlauf ist. Da das Haupteinkommen der Banken aus dem Kreditgeschäft stammt, ist es in ihrem Interesse, so viel Geld (als Kredit) wie möglich zu schaffen, besonders in Zeiten positiver Wirtschaftsprognosen.
Die Banken erschaffen nicht nur Geld aus dem Nichts, sie haben auch die Macht zu entscheiden, wohin es fließt und zu welchem Preis. So haben die Banken in den letzten 15 Jahren Hunderte von Milliarden Euro in den Immobilienmarkt gepumpt. Der Anstieg der Kreditaufnahme für Immobilieninvestitionen hat Wohnraum für viele Menschen unerschwinglich gemacht und zur Verschärfung der Kluft zwischen Arm und Reich beigetragen. Auch die Kreditvergabe an den Finanzsektor hat in den letzten 15 Jahren stark zugenommen; zu diesem Sektor gehören die Unternehmen, die in die spekulativen Aktivitäten verwickelt waren, die zur großen Finanzkrise 2008 beigetragen haben.
Währenddessen stagniert die Kreditvergabe an Nicht-Finanzunternehmen. In den zehn Jahren vor der Finanzkrise wurden nur 8% aller zusätzlichen Bankkredite (d.h. 8% der gesamten neu geschaffenen Geldmenge) an Unternehmen außerhalb des Finanzsektors vergeben. Dies schadete der Realwirtschaft und reduzierte Beschäftigung und Wachstum.
Indem Banken bestimmten Sektoren überproportional mehr Kredite gewähren als anderen, neigen sie dazu, das Finanzsystem fragil und instabil zu machen. Indem sie zu viele Schulden machen, schaffen sie am Ende Finanzblasen, die schließlich platzen und die gesamte Wirtschaft schädigen und dabei Arbeitsplätze und Unternehmen vernichten.
Darüber hinaus werden die Banken, die für die Schaffung von zu vielen Krediten verantwortlich sind, nicht für ihre Handlungen zur Rechenschaft gezogen. Meistens werden sie gerettet. In dem seltenen Fall, dass ein Staat eine große Bank pleite gehen lässt, muss der Staat für die Kosten der Pleite aufkommen, da er in den meisten Fällen im Rahmen sogenannter Einlagensicherungssysteme sich bereit erklärt hat, für Spareinlagen bis zu 100.000 zu bürgen.
Wie passt die EZB in dieses Bild? Als Herzstück des Finanzsystems tauscht die EZB ihr eigenes, extrem sicheres Geld, das Zentralbankgeld, gegen die Einlagen der Geschäftsbanken. Sie fungiert auch als "Lender of Last Resort" der Geschäftsbanken, das heißt, sie versorgt die Banken mit Liquidität, wenn sie in Schwierigkeiten geraten.
Während der letzten Krisen war die EZB bei der Unterstützung von Geschäftsbanken (vor allem bei besonders großen Banken) großzügiger als bei der Unterstützung von nationalen Regierungen. Daher wird die EZB oft als Rückendecker der großen Banken und Finanzinstitute gesehen. Ökonom:innen debattieren seit Jahren, ob und wie die Macht der Banken, Geld zu schaffen, abgeschafft werden könnte. Nach einigen Vorschlägen (manchmal als "narrow banking" oder "full reserve banking" bezeichnet) würden Banken zu echten Vermittlern zwischen Sparern und Kreditnehmern werden und dabei kein Geld schaffen. Anstatt die Geldschöpfung an die Geschäftsbanken zu delegieren, könnte die EZB echtes Geld (in Form des "digitalen Euro") schaffen und jedem erlauben, es zu nutzen. Dies würde die privaten kommerziellen Interessen der Banken von den öffentlichen Interessen trennen, wie z.B. das unverzichtbare Zahlungssystem, auf das die Bürger:innen jetzt von den Banken angewiesen sind.
Alternativ könnten die Behörden besser kontrollieren, wem die Banken Geld leihen, indem sie die Unternehmensführung der Banken ändern oder die Kreditvergabe der Banken auf Projekte lenken, die mit den Interessen der Gesellschaft übereinstimmen.
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